Für alle Neugierigen unter euch möchte ich nachfolgend davon erzählen, wie sich 367 Seiten Manuskript in ein 542-seitiges Buch verwandelt haben. 

Die Suche nach einem Verlag

Die Suche nach einem passenden Verlag habe ich mir weitaus schwieriger vorgestellt, als sie es wirklich war. 

Bereits in den ersten Minuten meiner Recherche stieß ich auf den "novum Verlag für Neuautoren". 

Ein Verlag, der frischgebackenen Autoren eine Chance gab, war somit genau das Richtige für mich. 


Natürlich hatte ich von Verlagen gehört, die ihren Schützlingen Unmengen an Geld abnahmen und dabei größte Erfolge versprachen. Doch ich empfand mein Manuskript nie als gut genug, um es einem großen Verlag präsentieren zu können.  

Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen etwas Vielversprechendes in meiner Geschichte erkannt hätte, war viel zu gering.


Zuerst schrieb ich den novum Verlag an, und beschrieb mein Vorhaben mein Manuskript zum Buch werden zu lassen. 

Ich bekam sofort Rückmeldung mit Infomaterial und Anweisungen, wie ich mein Werk schicken sollte. Damit hatte ich sogar im Vorfeld schon angefangen und das Manuskript in eine übersichtliche Reihenfolge gebracht - eben eine fortlaufende Geschichte. 


Es war zwar ein Herausforderung gewesen, die einzeln abgespeicherten Kapitel fließend ineinander übergehen zu lassen, doch der letzte Schritt vor der Abgabe dabei das Qualvollste: das letzte Probelesen. 

Ich hatte zwar die einzelnen Kapitel mehrfach durchgelesen, doch nach der Zusammenführung musste ich mich durch 367 Seiten in Microsoft Word kämpfen. Zugegebenermaßen überflog ich dabei manche Abschnitte, während ich andere ganz genau inspizierte. 


Mir war dabei bewusst, dass das Manuskript nach einem möglichen Vertragsabschluss durch ein Korrektorat laufen würde. Perfektionismus war also erst später gefragt. 


Also wagte ich schließlich den großen Schritt und schickte mein Manuskript ab. 

Der Titel

Mein Manuskript habe ich allerdings nicht ohne einen Titel abgeschickt. 


Ganz am Anfang, als ich die ersten Kapitel geschrieben habe, hatte ich keinerlei Ideen für einen Titel. Alle Dateien waren in einem "Memoiren"- Ordner gespeichert. 

Ein Film brachte mich schließlich auf die passende Idee: Zwischenzeitlich hatte ich meinen roten Faden entdeckt und konnte über den inspirierenden Tipp der Filmszene nicht glücklicher sein: "Skotom - der Verstand sieht, was er sehen will". 


Im Grunde beschreibt der Untertitel die Bedeutung von einem sog. Skotom. 

In der Augenheilkunde wird unter diesem Begriff ein Gesichtsfeldausfall benannt. Hierbei wird entweder etwas im Sichtfeld nicht gesehen oder eben nicht bewusst wahrgenommen. In beiden Fällen wird dadurch nur das gesehen, was der Verstand bzw. das Gehirn verarbeiten können. Alles andere wird ausgeblendet.

Der Vertrag

Die Zeit bis ich eine Rückmeldung vom Verlag bekam verging unglaublich langsam. Doch plötzlich war sie da: die Antwort. Und es kam noch besser: der Verlag bekundete sein Interesse und bot mir eine Chance an. Unterstrichen wurde das Interesse durch gleichzeitige Zusendung von einem Vertrag. Dabei konnte ich zwischen drei verschiedenen Arten auswählen. 


Alle drei Vertragsarten hatten eines gemeinsam: ich musste eine Eigeninvestition leisten. Das heißt ich investierte sozusagen in meinen eigenen möglichen Erfolg, erhielt dabei aber von Profis Unterstützung. Sicher, die Summe war nicht gerade klein. Doch die Chance war es mir durchaus wert. 

Alles war besser, als mich als Selfpublisher zu versuchen und Zeit und Nerven für ein Endprodukt zu verschwenden, das mir sicher nicht so gut gefallen hätte, wie das jetzige.


Also wählte ich die "Mittelklasse", überwies die Investition auf einen Schlag und setzte so die Sanduhr in Gang: nur ein halbes Jahr später sollte mein Buch erscheinen.

Die Arbeit mit dem Verlag

Kurz nach dem Vertragsabschluss ging es auch schon los. Zu Anfang stand die Wahl an, ob ich unter meinem echten oder einen falschen Namen veröffentlichen wollte.

Mein echter Name kam von Anfang an nicht für mich in Frage. Ich wollte nicht, dass sowohl meine echte, als auch meine Pflegefamilie mein Buch in die Finger bekamen. Dafür waren beide zu unberechenbar und ich zu ehrlich in meiner Wortwahl.

Also wählte ich ein Pseudonym: Moira Dawkins.

Der Vorname leitet sich von der Ursprungsform meines echten Vornamens ab: von den griechischen Schicksalsgöttinnen, den Moiren.

Der Nachname ist eine Verbeugung vor meinem Lieblingsautor Richard Dawkins.


Mein eingereichter Titelwunsch war glücklicherweise noch nicht vergeben, daher konnte er das Cover zukünftig zieren.

Ergänzend zu den Vorbereitungen verfasste ich noch eine Kurzvita, die dann auf der Homepage des Verlages und den anderen Online-Shops als Autoren-Info dienen sollte.


Es gab nicht einen einzigen Schritt, bei dem ich nicht einbezogen worden bin. Absolut jeder Aspekt musste von mir abgesegnet werden. 

So auch die Anzahl und Platzierung der Bilder, die ich auch auf dieser Webseite vorstelle. 

Ich musste angeben, ob ich besondere Wünsche für das Cover hatte oder den kreativen Köpfen freie Hand lassen wollte (ich hatte keine eigene Vorstellung). 

Auch das Layout an sich wurde abgefragt. 

Im Grunde alle möglichen Vorstellungen meinerseits, die der Verlag bei der Produktion berücksichtigen wollte. 

Da ich aber keinerlei Sonderwünsche hatte, winkte ich alles durch und überließ mein Manuskript fast komplett den erfahrenen Mitarbeitern des Verlages. 

Schließlich wusste ich einfach nicht, welches Cover gut ankam oder welches Layout die Blicke auf sich zog. Dazu sah ich mich selbst nicht als erfahren genug an - vor allem weil ich nur Fachliteratur lese.


Schon bald stand ein Mitarbeiter des Verlages vor der Aufgabe sich durch die 367 Seiten meines Manuskriptes zu kämpfen. Doch er musste es nicht nur lesen, sondern auch korrigieren. 

Neben meiner offensichtlichen Schwäche für die Kommasetzung, wurde ich auch auf Syntaxfehler hingewiesen. Das beinhaltete auch Hinweise auf Abschnitte, die mehr erklärt werden mussten, Fragen aufwarfen oder unlogisch erschienen. Auch die neue Rechtschreibung wurde berücksichtigt und entsprechend eingepflegt. 

Ich selbst bekam die korrigierte Version zurück. Mein Manuskript hatte sich in ein Meer von Kommentaren, Korrekturen und Hinweise verwandelt. Meine Aufgabe war es nun, alles einzeln zu begutachten und zu entscheiden, ob ich die Verbesserungsvorschläge annehme oder nicht. 

Tatsächlich übernahm ich viele Korrekturen. Auch die, die lediglich optional waren. Rechtschreibfehler, sowie verbesserte Kommasetzungen musste ich dabei nicht überdenken. 

Doch im Großen und Ganzen überwog überwogen grammatikalische Überarbeitungen. Die inhaltlichen ergaben zumeist Sinn; nur manche ignorierte ich, da sie sonst meine gewollte Aussage verfälscht hätten. 


Dankbar für die Korrektur war ich aber allemal.

Das Endprodukt

Trotz der ganzen vorangegangenen Entscheidungen, Freigaben und Korrekturen, war ich auf eines besonders gespannt: das Cover. 

Schließlich sahen mögliche Leser dieses als erstes. Es musste also Blicke auf sich ziehen und gleichzeitig zum Thema passen.


Das Ergebnis der Designer hat mich nicht nur positiv überrascht, sondern enorm begeistert. Denn sie hatten ein Werk geschaffen, das ganz dem Titel entsprach.


Erst beim zweiten Hinsehen wird so sichtbar, dass sich hinter dem Cover tatsächlich zwei verbergen. Der Betrachter sieht also eine von zwei Versionen zuerst: 

Läuft der jungen Frau also eine Träne die Wange hinunter? Oder handelt es sich lediglich um eine Luftblase, die sich beim Eintauchen ins Wasser gebildet hat? 

Sehr schnell löst hier Logik die Emotion ab, was für mich nicht passender sein könnte.

Die Pressemitteilung

Was mich besonders geehrt hat, war die Pressemitteilung, die kurz nach dem Erscheinen des Buches veröffentlicht werden sollte:

"Wer bestimmt, wer, was und wie wir sind?


Als sich die junge Arzthelferin in die Hände verschiedener Therapeuten begibt, in der Hoffnung, der Ursache ihrer somatischen Beschwerden auf den Grund zu gehen, gerät sie in einen Strudel, der sie immer weiter herunterzieht - statt ihr endlich die ersehnte Abhilfe zu verschaffen. Und es kommt noch schlimmer: Sie muss die bittere Erfahrung machen, dass ihr zwar zunächst Mitgefühl und Verständnis vorgegaukelt werden, sie aber letztendlich nur eine „Nummer“ ist und der Therapeut schon nach kurzer Zeit seine vorgefertigte Meinung hat - er sieht das, was er sehen will: ein intendiertes Skotom! Und wehe, der oder die Betroffene wagt es, daran zu rütteln! Da fragt man sich schon, um wen es hier eigentlich geht: um den Patienten oder um den Therapeuten?


Verpackt in die spannende, bewegende Lebensgeschichte der Verfasserin deckt dieser autobiografische Roman schonungslos die Techniken und Strategien zahlreicher Therapeuten auf, mit denen Menschen in seelischer Not angeblich geholfen werden soll. Dass die meisten von ihnen früher oder später wieder in die Klinik zurückkehren, ist ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass die hochgepriesenen Methoden offenbar nicht fruchten und eben nicht zu dem versprochenen Erfolg geführt haben.


Ein Armutszeugnis für alle Vertreter und (Mit-)Gestalter der Psychotherapie, die sich als menschenaffin ausgeben und dabei höchst undifferenziert und - so traurig es auch klingen mag - mitunter kaltherzig vorgehen."